blau

Hippieslandvertikal9.jpg

celestial_beings3.jpg

avatars-000083979147-z6hme1-t500x500.jpg

Das Interview mit Christian von Vibravoid führte Harald G. aus dem Hippiesland am 08.10.15


 

Harald G.: Als besonderes Highlight haben wir heute eine ganz vorzügliche Band bei uns zu Gast, die es schon länger gibt und die viele von Euch z.B. auf Festivals schon Live gesehen haben. Ich darf Vibravoid aus Düsseldorf ganz herzlich in unserer Interview-Ecke begrüssen. Was unsere Leser immer besonders interessiert: Welche Instrumente spielt Ihr, und mit welchem Equipment tretet Ihr auf den Bühnen auf?

Vibravoid: So das normale Programm, Schlagzeug, Gitarre, Orgel, Bass und so was aber so weit es geht muss das alles von VOX sein – im Moment benutzen wir nur VOX Verstärker aus der VT Serie – die sind sehr klein aber unglaublich laut und klingen echt 100% wie die alten VOX AC30 Verstärker aus den 60er Jahren. Auch die Orgel ist natürlich von VOX, eine alte Continental, ich glaube von 1970 oder so. Ich spiele natürlich auch nur VOX Gitarren, eine wunderschöne MK II oder die neue Apache, die ist extra cool: mit Verstärker und Drumcomputer in der Gitarre, total irre!! VOX war in den 1960er Jahren einfach das Zeug – von den Beatles, Stones, Animals, Who, auch Hendrix – alle hatten die Amps, Orgeln, Effektpedale und gerade die Underground und Garagen Bands haben die Gitarren gespielt – von VOX gab es das erste Wha Wha Pedal, die ersten richtig großen Verstärker, erste voll elektronische Orgeln und sogar eine Orgelgitarre - total verrückte Sachen – das ist einfach der Sound der Rock-Rebellion – da ist es zwingend logisch, dass wir auch nur VOX spielen… selbst unsere Kabel sind von VOX…

Harald G.: Aber das war natürlich nicht von Anfang an so, denn wie bei vielen anderen Bands gab es auch bei Euch im Laufe Eurer Bandgeschichte Veränderungen. Erzählt doch mal, wann und wie alles begann, wie Ihr damals in Eurer ursprünglichen Besetzung zueinander gefunden habt und was sich von damals bis heute alles getan hat...

Vibravoid: Ich denke, es hat alles mit der Lightshow angefangen, da hatte ich schon in der Schule in den 1980er Jahren mit rumexperimentiert – mit Ölen und Overhead Projektoren und so was. Dazu ist dann so ca. Ende der 1980er die erste Band entstanden. Das soziale Leben und die Interessen der Leute waren anders als heute und so haben wir uns tatsächlich in einer Diskothek in Düsseldorf kennen gelernt und dann einfach eine Woche später die Band gegründet. Anfang der 1990er waren Psychedelic Rock oder Krautrock komplett „out“ und mehr oder minder tot, so dass wir alleine durch unsere musikalischen Vorlieben eine Art Alleinstellungsmerkmal hatten, es gab z.B. in den 1980er Jahren viel mehr neue Bands im Bereich 60s Beat, Garage oder Psychedelic. Das war zwar am Anfang alles noch grottenschlecht, weil wir erst mal spielen lernen mussten. Als wir besser wurden, lief eigentlich dann alles von alleine, da wir einen recht individuellen aber trotzdem sehr 1960er Jahre-lastigen Psychedelic Sound gemacht haben und gerade die 1990er Jahre waren noch sehr offen für solche Musik. 1997 hatten wir dann, nach einigen Tapes (die CD der 90er Jahre) angefangen, unser erstes Album aufzunehmen, das dann 2000 erschien. Ab 2000 hat sich dann sehr viel geändert, irgendwie wurde das Leben ernsthafter und weniger bunt und der Begriff „Psychedelic“ wurde noch mehr als zu Techno-Zeiten (und irgendwie hat es da sogar noch gepasst) für Heavy Metal, Stoner oder so Öko/Alternativ-Zeug missbraucht. Heute ist auf einmal alles „Psychedelic“, jede Hobby-Band macht Vinyl-Schallplatten und die Live-Kultur ist komplett im Arsch usw. ...heute im Informationszeitalter weiß keiner gar nichts mehr. Für uns ist so etwas sehr auffällig, da wir seit knapp 30 Jahren einfach unser Ding machen und uns von Zeitgeist und kurzlebigen Hypes nicht beeinflussen lassen, dadurch erscheint uns das Leben der anderen Menschen heute noch absurder und das ist eigentlich die größte Veränderung in unserer konsequenten Ablehnung von allem was wir doof finden.

Harald G.: Stimmt, bei dem Namen Vibrovoid denken die meisten sofort an Psychedelic Rock, und zwar mit Einflüssen einiger Bands aus den späten 60er und den frühen 70er Jahren, darunter sogar einige sehr bekannte. Aber erzählt doch selber mal... Von welchen Musikeinflüssen habt Ihr Euch inspirieren lassen?

Vibravoid: Mit den 1970er Jahren haben wir eigentlich gar nichts am Hut, es gibt ein paar Ausnahmen, aber das war´s dann auch schon. Es waren immer die 1960er Jahre, die für uns wichtig waren – da hatte die Musik und die damit verbundene Aussage sowie die Darbietung noch Qualität. So ab ca. 1970 ging es dann künstlerisch, musikalisch und inhaltlich den Bach runter. Die großen Bands sind schlicht und einfach: Syd Barrett´s Pink Floyd, frühe Softmachine, The Seeds, Electric Prunes, Jefferson Airplane, West Coast Pop Art Experimental Band, Freeborne, Ultimate Spinach, Country Joe and the Fish, Pretty Things, die Beatles, 50 Foot Hose, USA, Mandrake Memorial, Group 1850, Music Emporium, Flat Earth Society, CA Quintett, The Byrds, Nightshadow, Ill Wind, The Who, Incredible String Band, Love, MC5, Music Machine, Os Mutantes, Strawberry Alarm Clock, Small Faces, Kinks, Hendrix und alles solche Sachen.

Harald G.: Psychedelic ist ein breit gefächerter Begriff, den man heute, wenn überhaupt, nur noch als Oberberiff für eine Vielzahl von Sub-Genres ansehen kann. Wie würdet Ihr Eure Musik selber bezeichnen, was macht Euch anders als die unzählig vielen restlichen Bands, und wie seht Ihr die Psychedelic-Szene von heute?

Vibravoid: Wir sehen uns in der Tradition der Psychedelic/Hippie Bewegung 1960er Jahre, wir sind die Kinder dieser Generation und wir sind uns unserer Wurzeln bewusst – wir sehen die Dinge sehr kritisch und hinterfragen alles. Es gibt keine Psychedelic Szene heute – ansonsten hätten nicht Genres wie Heavy Metal, Stoner- oder Indie-Rock diesen Bergriff so einfach und sinnfrei an sich reißen können, um dieses belanglose und meist nur depressive Geplänkel damit aufzuwerten.

Harald G.: Ich hatte eingangs ja schon erwähnt, dass Euer musikalisches Können schon sehr oft Live zu berwundern war, z.B. auf Open Air Festivals. Welche waren Eure bisherigen „Auftritt-Highlights"?

Vibravoid: Ganz ehrlich: da gibt es echt viele, wir haben da irgendwie immer Glück und manchmal sind selbst aus den schlimmsten Vorraussetzungen die besten Shows entstanden – in sofern ist es sehr schwer etwas dazu zu sagen, da uns auch alle Konzerte gleich wichtig sind und wir versuchen, für unser Publikum (egal wie viele Leute das sind) einfach nur das Beste was wir bringen können zu geben. Ich muss aber sagen, dass ich die Finkenbach Festivals und das Feast Of Friends vom Freak-Faktor am höchsten einschätzen würde und das macht die irgendwie dann zu Highlights.

Harald G.: Und was habt Ihr für die nahe und mittlere Zukunft an Auftritten geplant? Werdet Ihr auch mal wieder z.B. auf dem legendären Burg Herzberg Festival oder auf anderen Open Air Festivals zu sehen und zu hören sein?

Vibravoid: Wir haben ja für 2015 erst mal soweit alles durch, und es erscheinen mit „Loudness For The Masses“ und „Live At Finkenbach Festival 2015“ sogar zwei Live-Platten mit Aufnahmen von mehreren Festivals. Für nächstes Jahr sind schon ein paar Sachen in Deutschland und UK in Planung – klar, Herzberg würden wir auch gerne noch mal machen.

Harald G.: Tonträger gab und gibt es von Euch so viele im Handel, dass eine lückenlose Diskografie den Rahmen unseres heutigen Interviews sprengen würde, zumal es ja im Web auch darüber viele Quellen gibt. In erster Linie natürlich Eure eigene Homepage, dessen Link Ihr unseren Lesern bestimmt gerne verraten möchtet...

Vibravoid: Alles auf: www.vibravoid.com

Harald G.: Von einer der beiden eben erwähnten Live-Platten weiss ich etwas, weil ich den Betreiber des Plattenlabels persönlich kenne. Es wird ein Doppel-Live-Album auf Vinyl sein und wird im Dezember 2015 veröffentlicht...

Vibravoid: Ja, genau – das ist die „Loudness For The Masses“. Die war so eigentlich gar nicht eingeplant, aber alles hatte sich dann von alleine so ergeben, und ich freue mich schon sehr auf die Platte. Da sind Aufnahmen vom Labore und Feast Of Friends Festival drauf, und ich glaube, das ist alles echt ziemlich gut geworden. Das sind die ersten Aufnahmen, die wir mit unserem eigenem und mobilem Aufnahme-Equipment gemacht haben, dass das direkt eine Platte wird hätte ich auch nicht gedacht, aber die Shows waren echt gut, der Sound ist auch wirklich gut – also warum nicht.
Ähnlich ist es ja auch mit der Finkenbach Platte gelaufen, leider hatte das da vor Ort aus Zeitgründen nicht mit unserem Aufnahme-Euqipment sowie unserer Lightshow geklappt, aber glücklicher Weise hatte uns der Techniker über das Mischpult da vor Ort mitgeschnitten – und das kommt im Januar als 3LP auf den Markt. Das war auch eine sehr abgefahrene Show, ich glaube da haben wir nur 5 Songs oder so gespielt, die dafür aber 2 1/2 Stunden lang… also so zu sagen ein echtes und authentisches Dokument.

Harald G.: Und eine Frage, die ich unseren Interview-Gästen immer wieder gerne stelle: Es gibt ja auch Internet-Radios für Musik, wie Ihr sie macht und wie wir sie lieben. Wart Ihr schon einmal auf einem Radiosender zu hören? Und wenn ja, wird das auch in Zukunft so sein?

Vibravoid: Oh ja, z.B. die „Loudness For The Massses“ LP lief ja schon in Teilen europaweit bei einigen Sendern (auch normales Radio) als Programmblock oder Special, und das Album „Mindbenders“ enthält nur Aufnahmen von Radio-Sessions, die wir letztes Jahr im Rahmen der „Minddrugs“-Promotion gemacht hatten. Es gibt auch ein paar TV Sachen, ich glaube so 3 oder 4 Konzerte wurden bis jetzt aufgezeichnet, zwei davon von einem Bielefelder Sender, die ganz viel Rock-Sachen machen.

Harald G.: Und in sozialen Netzwerken seid Ihr auch unterwegs? Es wäre ja schon fast ein Wunder wenn nicht...

Vibravoid: Ja, aber nur das Nötigste… z.B. Twitter oder so was bedienen wir gar nicht, ich habe noch nicht einmal Internet zu Hause, und mein Telefon hat noch einen Bildschirm mit genau 2 Farben, hell grün und dunkel grün. Ich finde es auch immer total lustig, wenn wir z.B. bei Facebook 15 Zusagen bei einer Veranstaltung haben und dann 400 Leute bei der Show stehen, wo ich mir auch immer nur denke: „man, das ist total sozial!“, den ganzen Schrott braucht doch eigentlich kein ausgewogener Mensch.

Harald G.: Ich danke Euch für dieses Interview, das wir auch nicht unnötig in die Länge ziehen wollen, da selbst die wenigen Leser, die Euch bis jetzt noch nicht kannten jetzt wissen, wo sie sich weiter über Euch informieren können. Ich wünsche Euch für Eure Zukunft weiterhin sehr viel Erfolg und freue mich darauf, Euch bald mal wieder Live zu sehen. Spätestens beim Psychedelic Space.Rock Festival am 19.08.2016 in Salzkotten, wo die Freunde und Mitstreiter des Hippieslands natürlich auch wieder vertreten sein werden. Wie bei uns üblich, gehören Euch die Schlussworte. Gibt es noch etwas, was Ihr unserer Leserschaft mitteilen möchtet?

Vibravoid: Ja: „Liebe ist Freiheit.“